man weiss es eigentlich. man hat es nur fast nie parat. besser: ich meine, ich weiß es eigentlich, ich denke nur nie dran. noch besser: nachdem ich darauf hingewiesen werde, rede ich mir ein, dass ich es eigentlich doch weiß, es aber immer wieder vergesse. ehrlich: ich verstehe den gedanken, aber er taucht fast nie auf, wenn es darauf ankommt. da er aber so naheliegend und verständlich wirkt, rede ich mir ein, dass ich es weiß, einfach, weil ich dann wie ein klügerer mensch wirke (hauptsächlich vor mir selbst natürlich, interessiert ja sonst auch keinen, oder?)

Harmloses beispiel: Schimmerling mit Philosophia – ein Lied, über das man noch reden könnte, aber eben ein lied, dass ich mir drei vier mal anhöre und merke, dass ich innerlich schwanke zwischen: das ist genial & und das ist belanglos. so geht das hin und her. je öfter ich so pendele, desto differenzierter und besser fühlt sich mein musikgeschmack an, ich bade ein wenig in der wohltuend entspannenden suppe der bewertung von anderen. da ich zu diesem (?) zeitpunkt eine kognitive one man show bin, kommt mir meine meinung natürlich (selbstredend) wichtig vor, oder besser: sie fühlt sich wichtig an. ich versuche nicht wirklich zu einem schluss zu kommen. ich bin einfach damit beschäftigt die eingeredete, spektakuläre bandbreite meines werturteils zu genießen. irgendwie so jedenfalls. ich bemerke gar nicht, dass mein entweder oder spiel nur dazu dient…
ja wozu eigentlich?

also zieh ich eine andere person mit hinein, ich will feiern, dass ich so aufregend zwischen zwei polen mit meiner meinung schwanken kann, ich will feiern, dass ich allein mindestens zwei sein kann. ich bin halt ein verdammt interessanter typ.(simmer doch mal ehrlich – selbstironie ist und bleibt der go to schutzschirm für (zu Recht) antizipierte arroganzvorwürfe)

wie vermutlich die meisten bin ich von einer speziellen musikrichtung vorrangig geprägt wurden als teenager. in meinem fall war das rap / hip hop. ist es noch. ohne probleme höre ich heute noch ein drittklassiges hip hop album. kein ding. wort drauf. sobald ich aber musik aus anderen stilrichtungen höre, dann mutiere ich mal eben fix zum superkritischen & qualifizierten bewerter.
wie hier beim schimmerling und seiner philosophia.
ich komme also nicht einfach zu dem schluss, dass es geil ist oder auch irgendwie geil ist. nein, der herr schwankt dann, wie erwähnt, zwischen dem urteil genial und belanglos. das hört sich nicht nur prätentiös an, in meinem fall, in meinem kopf, ist es das glaube ich auch. aber egal – so bewaffnet schreite ich zum telefon, es ist 22:10, die frage, bzw. mein ergebnis, gehört sofort in einer größeren arena diskutiert.
gut, mal sehen, eigentlich auch nicht, ich weiß von beginn an, wen ich fragen will, hab auch eine begründung parat. (man schraube sich bitte hier etwas aus dem zusammen, was sich bis hier hin über mich ableiten lässt und wird vermutlich nicht so weit weg von der wahrheit landen)
da ich 40 jahre alt bin und kein handysüchtiger adoleszent, verschicke ich keinen praktischen link, sondern eine geschriebene aufforderung man möge doch mal bei imusic nach schimmerling & philosophia suchen und dann ergänze ich meinen aktuellen bewertungsstand.
noch beim tippen fallen mir zwei sachen auf: zum einen empfinde ich eine seltsame befriedigung dabei, dass ich den bandnamen und den songtitel bereits(sic!) auswendig kenne (okayyyyy), gleichzeitig drängt sich die frage auf warum ich meinen eindruck so in den vordergrund stelle. also (?) raus damit.

für einen kurzen moment schwingt die frage nach: warum ich irgendwie nach einer bewertung meiner bewertung frage statt nach dem ersten authentischen eindruck meines per sms verhafteten gegenübers. aber, sag ich mir selbst, is nun mal sms und nicht whattsapp, jetzt kannstes nicht mehr löschen. wie konsequent von mir.

am nächsten morgen habe ich eine antwort erhalten. mit 6 zeilen wird hier geschmack und eloquenz demonstriert und vor allem etwas, dass ich bei all dem nicht auf dem schirm hatte, es nicht mal in erwägung gezogen hatte:
(zitat)
es ist beides

Genial präsentiert, belanglos fürs Große und Ganze, aber wohl wichtig für ihn … jeder einzelne Punkt verdient Respekt…ich mags…
(zitat ende)

fuck, denke ich, er hat recht, es ist beides. das ist ja kein widerspruch.
aber im grunde genommen wusste ich das ja schon….

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