162 bpm

die teile liegen verstreut auf dem rasen. verschiedene alugebilde, schrauben, etwa 75 eddingstarke stahlfedern , das sicherheitsnetz und der kreisrunde sprungstoff.

ich kratze mir am hinterkopf. das mache ich nie, das ist keine meiner authentischen gesten. sie tritt aber dennoch regelmäßig auf. es ist also doch eine meiner authentischen geste. aber ich will nicht, dass es eine meiner authentischen gesten ist. sie ist aber fester bestandteil meines körpersprachvokabulars. sie bedeutet: er muss und wird das jetzt wohl machen, aber er will nicht.

meine schwiegermutter fragt, ob ich die anleitung brauche. meine augenbrauen ziehen sich zusammen und ich schaue in ihre richtung, fokussiere aber den horizont. ich schüttel einmal den kopf.

das kind rennt zwischen den teilen hindurch und will wissen, wann es endlich fertig ist. ich denke unvermittelt an eine ausgrabungsstätte, sage aber: gleich, ohne das das wort eine bedeutung für mich hat. also gehe ich einen schritt vorwärts.

es ist nicht besser hier, aber ich kann nun erkennen, dass manche elemente verbogen und die meisten verbindungsschrauben verrostet sind. sie warten auf einem roten ziegelstein, der erratisch auf der wiese liegt. unser schraubentisch, erklärt das kind.

eine stunde später hat die sache nicht nur fahrt aufgenommen, sie ist bereits wieder im sinkflug, denn ich verankere gerade die letzte feder. 74 mal habe ich mich gefragt, ob es gefährlich ist, wenn eine der federn gespannt reißen würde. 74 mal habe ich keine antwort erhalten.

nach zwei stunden ist nun auch das sicherheitsnetz angebracht. das kind sitzt bereits wippend in der mitte und lässt sich von der sonne anstrahlen während es so breit grinst, dass ich jedes mal lächeln muss, wenn ich das kind ansehe.

als pause wird kaffee und kuchen gereicht im garten. dicke tassen mit großen henkeln, diverse getränkepräferenzen aus dem barristaroboter meiner schwiegermutter. (bitte auffangbehälter leeren – fuck you)

kaffee und kuchen im bauch und insulinreaktion im kopf starre ich in die blattlose baumkrone – eine „Wallnuß“ wird mir sofort erläutert. (die gemeinsamkeiten von schwiegermüttern und augmented reality)

das kind zerrt an meiner hose.
5 minuten später rollen wir gemeinsam über das aufgeheizte schwarz der sprungfläche, hüpfen hände haltend, das kind den kopf immer nach oben – in richtung meiner Augen.

ich springe vorsichtig.

das kind kichert, ich muss mit lachen. dann kampfszenen epischen ausmaßes. raumschiffe, kampfroboter und wurfmesser aus laserkristallen – so das kind. youtube jiu jitsu als vorschlag von mir. wir kämpfen einen ehrenvollen kampf voller spezialefekte und fachbegriffe. es ist wild, lustig und anstrengend.

dann – die stimme der mutter des kindes.

beide, ich und das kind, halten inne, mitten in unserer komplizierten choreographie. der brustkorb des kindes liegt auf meiner gespreizten hand. mit einem mal verschwinden die geräusche des winds, die vögel, der klang der kreissäge des nachbarn, selbst das lachen des kindes. da ist plötzlich nichts mehr außer dem herzschlag in meiner hand. er ist schnell, unerbittlich und ungemein wirklich.

hand und herzschlag, die wahrnehmung der hand und des herzschlags und die gedanken über die wahrnehmung der hand und des herzschlags sind nicht mehr voneinander zu trennen.

dann schreit das kind voller angriffslust und leitet mit einem finger im ohr (zugriff) eine neue welle interstellarer unterstützung ein. ich beginne die schwingung des Trampolins wieder bewusst wahr zu nehmen.

als das kind zur seite rollt und damit meine hand freigibt stellt sich augenblicklich ein vertrautes gefühl ein, wie adrenalin ist es sofort überall präsent. es kommt mir falsch und fast künstlich vor – ich bin verblüfft wie wuchtig und eindeutig es ist – aber ich habe keinen zweifel, es ist ein unerwarteter Abschied.

7 sekunden

die eierkuchen sind kalt. noch keine stunde alt, aber kalt halt. also flappe ich die dinger auf einen teller, es sind 3 stück, und ich laufe in die küche. die mikrowelle ist schnell geöffnet, der teller schnell auf dem glastellerkarusell. dann schmeiße ich die tür zu und drücke auf start. das setzt die mikrowelle für 30 sekunden bei 1000 watt in gang. ich beobachte die digitale zeitangabe. mit jeder sekunde wird die zeit langsamer. es wirkt als kippten die zahlen sichtbar ineinander. 15 sekunden vergehen irgendwie. ich weiss, dass die eierkuchen ziemlich genau 30 sekunden brauchen, um ausreichend erwärmt zu sein. 18 sekunden. meine güte. 19 sekunden. sie drehen sich im düsteren licht der mikrowelle. die mikrowelle brummt, verrichtet ihre arbeit – geht mir so durch den kopf. 21 sekunden, meine fresse, ich wollte eigentlich noch was anderes machen heute außer eierkuchen erwärmen. 22 sekunden, das ist unmenschlich. 23 sekunden: ich reiße die tür auf und nehme den teller raus. ich spühre schon an der daumenspitze, dass es die ganzen 30 sekunden gebraucht hätte. aber jetzt bin ich schon am frühstückstisch. die kinder lärmen vor sich hin. ich bin der letzte, der essen will. ich klatsche das apfelmark auf den ersten eierkuchen, zerschneide ihn und stecke ihn mir in den mund. er ist zu kalt. es ist zum kotzen.

golf auf bildern und zuruf

leide leise locker luftig
golfplatz
wetter gut schläger
halb fremd man lernt sich kennen
löcher bälle sonne gel
man lebt leise locker neu
wie immer irisch anders
dazwischen training trainer
sportler & geschäft
leise locker luftig spass machts
NATÜRLICH entspannt es auch
wie sau
und schritt für schritt
am ende tourist
ohne reiseleiter mit schwung
aus der hüfte
halbe drehungen um
die eigene achse
blick an den ball geheftet
dann isser weg
packen, weiter gehts
kein warum
weit und breit
weicher rasen und grüner busen

heimweg mit bluetooth

[panorama und die zeilenumbrüche stimmen]

nen zigeuner der erzählt
was ihn glücklich macht
ich seh ihn auch am telefon
wenn er lacht

gezeichnet an händen und armen
und im blick halb schalk
gehts vorwärts und gerade
selbst mitten im zurück

mit jeder frage ein funken
die besten tränen
nie verschenkt
wort für wort
im wagnis wie im zweifel

mit nackten füßen
im leeren becken
mit der hoffnung auf regen und kriegsfuß

weit weg
was er gern näher hätte
dicht dran an dem was Weg sein müsste

vor der tür
die spannung fällt ab
die hand am schlüssel
stirn gegen kaltes Holz
ich bin da

muss weiter

er verstehts und lacht

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