papagei im herz

luv is where the wind is

[lieber leser: im portraimodus stimmen die absätze nicht]

Ihr, Sir,
kapitän ahab,
tättowiert dem wal
einen weiteren jahresring auf den wanst
kotzt über die reling ins neue jahr
und brüllt die gischt zurecht

für Euch, Sir,
ist der pool auf dem dach
wenn auch gerade gut genug
wlan im foyer eine selbstverständlichkeit

frauen legen sich zu Euch
schließen die augen
und beten um erinnerungen

in den spelunken
stehts über den Pissrinnen
der mann ist ein sextant qua seele

scheiss auf schräubchen
hier wird noch vertäut
n Anker is keen Spielzeug

tasse tabak samsung
bukowskis versprechen
tritt in seinen 35. lenz

platz da
sonst wird harpuniert

Ihr, Sir,
steht auf der dunklen seite im licht
und werft schatten ins nichts

warum ist die planke
der landrattenausgang
der holzweg
oder das ende

trotzdem und heute

in die bordelle
landgang!

Samt

die wahrheit
ist die für den menschen
bedeutenste version der wirklichkeit
es ist jene geschichte
in der er
lebt

Ich stehe früh auf, weil mich der Junge weckt. Das ist nicht immer so. Aber die Tage an denen ich vor ihm wach werde sind selten. Ich gehe zu spät ins Bett. Ich bin früh am Morgen noch müde. Der Junge ist 4 Jahre alt. Er weckt mich mit vorsichtiger Stimme. Er hat oft Geduld, wenn ich noch ein wenig schlafen will. Manchmal klettert er zu mir herunter und kriecht mit unter meine Decke. Das gehört zu den schönsten Dingen, die mir passieren. Er weiss das nicht. Ich sollte es ihm öfter sagen. Vielleicht ist das wichtig.
Der Junge hat ein eigenes Zimmer mit einem Kinderbett. Das Bett kann man ausziehen, wie eine riesige Schublade, die bis kurz unter den Rand mit einer Matratze gefüllt ist. Dort schlafe ich. Seine Mutter meint ich sollte die Matratze beziehen. Das habe ich seit Wochen nicht gemacht. Sie hat vermutlich Recht. Das Bett war als Gästebett gedacht. Jetzt schlafe ich darauf. Ich schlafe gerne dort. Seit der Geburt des Mädchens machen wir das so. Das Mädchen, ein Säugling, schläft zusammen mit meiner Frau in unserem Schlafzimmer. Sie schläft ruhig und bis auf eine Trinkpause die ganze Nacht durch. Sie schlafen bei geschlossenem Fenster. Ich kann nicht schlafen bei geschlossenen Fenstern. Also schlafe ich bei dem Jungen bis wir die Fenster wieder öffnen können. Dafür muss das Mädchen noch ein wenig älter werden.

Jede Nacht komme ich mit einem Sofakissen unter dem Arm in das Zimmer des Jungen. Meine Handytaschenlampe liegt auf dem Kissen. Auf diese Art leuchtet nur ein transparenter Silikonring – die Schutzhülle des Handys. Das Licht ist weiss und an den äußeren Rändern dunkelgrün – die Farbe des Sofakissens. Vorsichtig schiebe ich meine nackten Füße über den Spielteppich. So räume ich Spielzeugkleinteile zur Seite ohne mir weh zu tun. Manchmal vergesse ich das. Manchmal schlafe ich mit Socken. Auf dem unteren Bett angekommen, der ausgezogenen Schublade, lege ich das Handy an das Kopfende. Das dunkle grün im Silikon verschwindet. An seine Stelle tritt das Baumwollweiß des Matratzenbezugs. Das Licht wird wärmer dadurch. Ich lege das Sofakissen daneben.

Der Junge liegt fast immer aufgedeckt. Ist es warm erscheint mir das normal. Ist es kalt, dann friert er und liegt zusammengerollt da. Aber egal ob es kalt oder warm ist, ich decke ihn zu und streiche über seinen Rücken. Mit geschlossenen Augen und ohne die Aufregung, die wach sein für ihn bedeutet, ohne erkennbare Mimik, liegt er da und atmet. Als er noch ein Säugling war kontrollierten meine Frau und ich stets, ob er noch atmete, denn es war nicht zu hören und fast nicht zu sehen. Eine Angst, die nach und nach verschwunden ist. Seine Schwester atmet immer. Das muss keiner überprüfen. Jedenfalls sagen wir uns das in Gesprächen über die Kinder.
Oft betrachte ich den Jungen minutenlang. Ich versuche gar nicht mehr zu verstehen, was ich dabei alles fühle und erlebe. Meistens kann ich es einfach geniessen – auch die Angst, denn selten steht sie so klar für die Bedeutung einer Sache, selten ist sie so eindeutig die unumgängliche Kehrseite von Verbundenheit wie in diesen Augenblicken. Einzig ein Gedanke wirkt immer wieder verwirrend auf mich: wenn er so still liegt kann ich ihn nur für mich sehen, nur dann kann ich in dem Gefühl baden, dass er mit sich in mein Leben gebracht hat. Eine kindliche Überlegung aber vielleicht entsteht so die wortverlorene Nähe- am Abend, wenn ich vor seinem Bett kniee.
Dieser wiederkehrende Moment, er beschäftigt mich. Der Junge beschäftigt mich. Er ist mein Junge.

Es ist eine besondere Form der Gemeinsamkeit, wie sie vielleicht nur zwischen Kind und Eltern erfahren werden kann. Aber ich bin im Grunde als Einzelkind aufgewachsen und daher kann ich nicht greifen, wenn Geschwister von solchen Bindungen sprechen.

Es ist wenige Jahre her, als ein Bekannter davon sprach, dass er das Vatersein wie ein erneutes Verlieben erlebt. Ich verstehe heute, was er meint, aber ich glaube nicht, dass sich die Liebe zu einem Partner überhaupt mit der Liebe zu einem Kind vergleichen lässt. Vielleicht ist der Vergleich sogar das Gegenteil von Liebe – vielleicht aber auch nicht.

Solcherlei rahmenlose Kaskaden fallen durch meinen Kopf, wenn ich dem Jungen beim Schlafen zusehe. Am Ende dieses frischen Rituals versuche ich leicht auszuatmen und zu lächeln. Irgend etwas an dieser Kette von kleinen Bewegungen landet immer genau dort, wo ich mit ihm sein will – in friedlicher Zugewandtheit, frei von Sorge, Zorn oder Angst.

vielleicht sogar frei von der Idee Liebe.

Hefe im Kopf

montag, der 22.3.2020

angst ist die hefe unter den gedanken.

Jedes Gleichgewicht ist dynamisch. Ausgeglichenheit ist eine Form des Gleichgewichts. Du magst das Schwanken nicht spühren, aber es ist da. Andernfalls bist du bereits tot.

Gut, versuch ichs also. Ich versuche mir einen Reim auf die Situation zu machen. Es gilt also ein Denkgeräusch zu machen, dass entweder einer bestimmten Systematik folgt oder eben ähnlich klingt, wie der aktuell zumindest, gefühlte Lärm der Wirklichkeit.

Scheint schnell geklappt zu haben, denn ich bin angesichts der eigenen Gedanken unsicher ob sie Sinn machen. Das mag wie nutzlose Nabelschau klingen – ja es mag nichts als Nabelschau sein – aber nutzlos?

Offenbar backen wir da gerade einen ganz neuen Kuchen. Er ist denkbar einfach und gelingt immer. So schätzungsweise 1 Million Zutaten, sehr viel Hitze und Flüssigkeit, um dann am Ende etwas in den Händen zu halten, dass sich unangeschnitten an keiner Stelle selbst ähnelt.

Da wir aber stammhirngesteuerte Angstmaschinen sind, die nichts so schlecht ertragen, wie eben nichts zu tun, schneide ich das Ding an und siehe da, es spielt keine Rolle wie ich das Messer ansetze – am Ende liegt ein Stück auf meinem Teller, dass a) zu groß für meinen Magen ist und b) ganz klare und eindeutige Muster aufweist.

Vollkommen benebelt und kopfschmerznah fasziniert starre ich auf die Strukturen und Verbindungen, die selbstverständlich absolut Sinn machen und ganz klaren Aufschluss darüber geben, wie er gebacken wurde und warum und natürlich hab ich klare Theorien, wie er schmecken wird.

Das ich ihn selbst in Trance und ohne Befehl gebacken habe ist mir leider entfallen und sei es nur deshalb, weil es den Erklärungen zu wider laufen würde, die sich mühelos aus all den nach wie vor spöttisch eindeutigen Musterchen ergeben.

Also starre ich weiter und erblinde vollkommen für die banalste Tatsache der Welt. Und die lautet: das Zentrum allen Denkens auf der Welt bin ich. Das ich Denken und Kontrolle ständig verwechsle mag man mir nachsehen.

So vergehen Stunden, jedes Stück lässt das Alte erblassen. Ich bin so weg getreten, dass ich nicht einmal bemerke, dass der Kuchen nicht abnimmt – er bleibt einfach was er ist und ändert sich zudem ständig.

Jeden Winkel meiner Gedankengebäude verziere ich mit Mosaiken und Unterschriften, streue LKW Ladungen Brotkrumen auf die spiegelnden Fließen und finde doch keinen Weg zweimal – das beeindruckt aber kein Bisschen, wenn es um das fertige Ergebnis meiner Bemühungen geht: die Überzeugung, dass alles ganz klar ist – das es sich reimt, das es Sinn macht.

Es wird zwei Leben brauchen bis ich in Betracht ziehe: ich könnte das Ding auch einfach kosten.

Aber das ist Humbug.

Diesen Zeilen gehörte eigentlich vornan gestellt, was sie hervor gebracht hat, die Frage nämlich, wie es mir geht, was ich so denke gerade und ob alle gesund sind, die mir wichtig sind.

Nun steht das am Ende, aber sie können ja auch alles noch mal lesen – dann passts.

bis morgen,

dein Dienstag

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